Es fällt mir schwer, Worte zu finden. Mir fehlt ein Stück Identität, Kenntnis über die Vergangenheit meiner Familie. Erst nach dem Tod meiner Mutter stoße ich darauf. Sie hat ihr Wissen mit ins Grab genommen. Andere Betroffene begannen nach 1989 zu reden, brachen ihr jahrzehntelanges Schweigen. Wo finde ich die fehlenden Puzzle-Stückchen? Beim vielgerühmten Familienstellen? Ich bevorzuge Dokumente, Dokumentationen, Erfahrungsberichte. Ich bin froh, auf diese Seite gestoßen zu sein.
Ich bin jetzt 53 Jahre alt - so alt war mein Großvater, als er in Waldheim gefangen war; mit 52 Jahren verurteilt zu 20 Jahren Zuchthaus, Vermögensentzug, Sühnemaßnahmen. Das Ganze nach fünf Jahren Internierung in den sowjetischen Speziallagern Torgau und Buchenwald. In Buchenwald am Fahnenträger-Denkmal wurde ich in Alter von 14 Jahren feierlich in die FDJ aufgenommen - ohne Kenntmnis des familiären Bezugs zu jenem Ort. Das Einzige, was mir gesagt worden war: Die Russen haben dort auch welche eingesperrt. Laut Geschichtsunterricht war 1945 Frieden und fleißige Trümmerfrauen haben sich an den Wiederaufbau gemacht.
Ist jedoch die Schule für meinen Kenntnisstand über unsere Familiengeschichte verantwortlich? Der Gedanke, uns von kollektiven Schuldgefühlen zu lösen, ist lediglich ein Aspekt. Ich glaube, nicht nur mein Weltbild bedarf des Überdenkens. Möge dieses Forum und einen regen Gedankenaustausch bescheren.